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Kürzlich fand die „Moving Urban Data Markets Conference“ in London statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam durch LSE Enterprise, der Business Consulting Abteilung der London School of Economics and Political Science, dem britische Ministerium für internationale Wirtschaftsbeziehungen, dem Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (Innoz), der britischen Botschaft in Berlin und dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO organisiert. Ziel war es ausgewählte Experten aus Regierungen, der Industrie und der Forschung zusammenzubringen und ihre Expertise zur Verwaltung, Steuerung und wirtschaftlichen Erschließung urbaner Daten zu nutzen um so einen nachhaltigen Effekt auf eine smarte Stadtentwicklung in naher und mittlerer Zukunft zu haben.
Die teilnehmenden Datenspezialisten aus London, Berlin und weiteren europäischen Metropolen widmeten sich auch ethischen Fragen der Datennutzung, insbesondere dem Datenschutz oder der Nutzung im Gesundheitsbereich. Insbesondere wurde diskutiert unter welchen Umständen es privatwirtschaftlichen Unternehmen gestattet werden sollte Zugang zu öffentlichen Datensammlungen zu erhalten und wie diese genützt werden könnten um neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen mit einem nachhaltigen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen.
Dabei können nicht nur Unternehmen, sondern auch Verwaltungen von effizienter Nutzung urbaner Daten profitieren, indem sie beispielsweise städtische Services verbessern und die Dienstleistungsqualität für ihre Bürger steigern. Dies geht aber auch mit modernen Beteiligungsmöglichkeiten einher, die eine völlig neue Art des Bürgerdialogs schaffen. Zusätzlich ermöglicht eine hochentwickelte Datennutzung zahlreiche Verbesserungen des Alltagslebens, wie zum Beispiel dem berührungslosen Bezahlen durch NFC-Technologie oder einen effizienteren ÖPNV durch das Analysieren von Bewegungsdaten durch WiFi. Die Konferenz wurde durch Theo Blackwell, dem Chief Digital Officer der Greater London Authority eröffnet. Dieser betonte in seiner Rede die herausgehobene Bedeutung von Daten für die Weiterentwicklung öffentlicher Angebote sowie für die städtische Wirtschaft und eine moderne Gesellschaft als Ganzes. Die Veranstaltung beinhaltete zudem vier thematische Podiumsdiskussionen, zum Umgang, zum Handel und zur Nutzbarmachung von städtischen Daten.
Die beiden Fraunhofer Governance Experten Alanus von Radecki und Petr Suska nahmen an der zweiten Podiumsdiskussion zum Thema Verwalten und Regulieren von städtischen Daten teil. In ihrer Eingangs gehaltenen Präsentation zeigten sie die Bedeutung urbaner Daten für Smart City Konzepte auf und stellten das kürzlich durch die Morgenstadt Initiative gestartete Forschungsprojekt „Value of Urban Data“ vor. Sie demonstrierten wie ein Zusammenspiel aus privaten und öffentlichen Daten genutzt werden könne um verschiedene Subsysteme zu verknüpfen und letztlich einen entscheidenden Beitrag dazu zu leisten, dass unsere Städte nachhaltiger werden. So können beispielsweise Daten, die durch Sensoren in Privathaushalten gesammelt wurden eine effizientere Nutzung des Abwassersystems ermöglichen und somit einen ressourcenschonenden Beitrag zum Umweltschutz leisten. Darüber hinaus stellten die beiden Wissenschaftler eine Reihe europäischer Pilotprojekte vor, unter anderem die Nutzung von Geräuschsensoren in der niederländischen Stadt Eindhoven zur Verbrechensprävention oder einem E-Bike-Sharing-System in Manchester, welches zu einen signifikanten Rückgang des Verkehrsaufkommens beitragen soll. Die Nutzung städtischer Daten könnte darüber hinaus aber auch zum Aufschwung der lokalen Mikrowirtschaft beitragen, in dem sie ganz neue Geschäftsmodelle ermöglicht, so zum Beispiel Online Plattformen zur Vermietung von Wohnungen oder Fahrzeugen. Beide Wissenschaftler betonten allerdings auch, dass trotz der zahlreichen Vorteile effizienter Datennutzung, Regierungen einen Interessenausgleich zwischen der Nutzbarmachung städtischer Daten und dem Schutz der Bürgerrechte herstellen müssen. Die Herausforderung wird es dabei sein, die Daten zum bestmöglichen Nutzen der Bevölkerung und der Gesellschaft zu schützen ohne dabei jedoch wichtige wirtschaftliche Entwicklungen zu ersticken. Dies führt zu einem gänzlich neuen Verständnis der Partnerschaft zwischen öffentlicher Hand, Privatwirtschaft und Bürgerschaft.
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“Ich war regelrecht überwältigt von den Ergebnissen dieser geballten Englisch-Deutschen Datenkompetenz in Bezug auf das Verwalten, Handeln und Teilen urbaner Daten in London, Berlin und anderswo. Ich möchte mich vielmals dafür bedanken, dass Sie Ihre Zeit, Expertise und Erkenntnisse mit uns bei der Moving Urban Data Markets Conference geteilt haben.”
Hier finden Sie die Projektbroschüre zum Download als PDF.
>>Value of urban data | PDF 530 KB (Englisch)