Read the English version here.
„Daten sind das neue Öl“, sagte bereits 2009 die damalige EU-Kommissarin für Verbraucherschutz Meglena Kunewa aus Bulgarien. Doch in vielen Kommunen wird der Wert städtischer Daten auch heute noch unterschätzt oder ist oft nicht einmal als solcher bekannt. Dabei sind die Einsatzmöglichkeiten städtischer Daten nahezu unbegrenzt. So können beispielsweise intelligente Verkehrsleitsysteme durch Verkehrsdaten das Verkehrsaufkommen gezielt lenken und so zu einer Reduktion der Staukilometer und damit auch der Luftverschmutzung in den feinstaubgeplagten Ballungsräumen beitragen. Neben vielfältigen Chancen sind mit intelligenter Datennutzung aber auch zahlreiche Herausforderungen verbunden. So handelt es sich bei den in Städten anfallenden Daten nicht immer um öffentliche Informationen, sondern oftmals auch um sensible Angaben von Bürgerinnen und Bürgern, die es zu schützen gilt.
Trotz des gewaltigen Potentials, befindet sich der derzeitige Markt für Urban Data noch in der Entstehung und bisher gibt es kaum allgemeingültige Erkenntnisse, die es Kommunen ermöglichen, das volle Potential städtischer Daten für eine nachhaltige und smarte Entwicklung zu verstehen. „Eine wiederkehrende Erkenntnis aus zahlreichen Smart City Projekten ist es, dass es an Wissen und an Modellen fehlt, um den Wert städtischer Daten zu benennen. Es fehlt gezielte Forschung und Entwicklung, um zu bestimmen, unter welchen Umständen, und in welcher Form städtische Daten zu einer neuen Asset Klasse „data enabled smart city projects“ beitragen können, und wie diese dann gemanagt werden müsste“, so Alanus von Radecki, Leiter des Teams für Urban Governance am Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO).
Aus diesem Grund hat das Fraunhofer IAO gemeinsam mit der London School of Economics (LSE) kürzlich eine Forschungs- und Entwicklungs-Initiative zum „Value of Urban Data“ gegründet. Die Initiative ist als Verbundforschungsprojekt geplant Hierbei finanzieren mehrere Partner das Forschungsvorhaben gemeinsam und haben dann die Möglichkeit, eigene Daten, Case Studies und Fragestellungen einzubringen. Dieses Format hat sich im Rahmen zahlreicher Innovationsnetzwerke bereits bewährt, da es maximalen Nutzen für alle Teilnehmer bei minimalen Kosten erzielt. Zwischen den teilnehmenden Parteien wird ein Vertraulichkeitsvereinbarung, auch NDA genannt, unterzeichnet, um Wissensaustausch, Forschung und Entwicklung in einem geschützten Bereich zu ermöglichen.
Das auf zwei Jahre angelegte gemeinsame Forschungsvorhaben besteht dabei aus insgesamt sechs Projektphasen, beginnend mit der Identifikation von nutzenstiftenden Datensätzen sowie deren Nutzbarmachung und endend mit einem ausführlichen Bericht zur Methodik, dem Datenwert-Modell, Best-Practices und individuellen Szenarien. Das Forschungsprojekt steht Interessenten aller Art, von Kommunen bis Unternehmen der Privatwirtschaft, zur Teilnahme offen. Städte können dabei Erkenntnisse über das Potential von vorhandenen Daten gewinnen und für sich neue Finanzierungsmodelle erschließen. Ebenso ist das Projekt ausgerichtet auf Finanz- und Versicherungsdienstleister, die ihr Portfolio um Investitionen in nachhaltige und innovative urbane Projekte erweitern wollen und Produkte entwickeln möchten, die den Bedürfnissen von Städten auch in Zukunft gerecht werden. Darüber hinaus können alle Unternehmen, die ein besseres Verständnis für den Wert ihrer eigenen Datensätze für Städte gewinnen wollen und damit korrespondierende Monetarisierungswege erschließen möchten, von der Teilhabe an dem Verbund-Forschungsprojekt profitieren.
ss7
Hier finden Sie die Projektbroschüre zum Download als PDF.